Marko Dinić „Die guten Tage“

Der Balkan ist klein, unsere Diaspora aber ist groß!

Lesung und Gespräch mit dem Schriftsteller Marko Dinić

Die Lesung und das Gespräch mit Marko Dinić online ab 30.5.2020

https://www.youtube.com/watch?v=pET0BTtzEoY

Marko Dinić erzählt in seinem Debütroman eindrücklich von der deutschen Sprache, von Wien, der Diaspora, von Miloševićs Serbien und von seiner Großmutter: „In der Schule war ich immer gut in Deutsch gewesen – in Wien konnte ich diese Kenntnisse endlich anwenden. Der Duden lieferte mir den Wortschatz. […] Ich kaschierte geschickt meinen rauen Akzent.“ „Mein Vater gehörte zu jenen, die den Krieg mit nach Hause gebracht und das persönliche Trauma zu einem kollektiven gemacht hatten.“ „Die Diaspora braucht nicht viel und will auch nicht viel. Unsere Arbeiterinnen und Arbeiter kitten die Risse in den Fassaden, mörteln dort, wo andere sich zu schade sind […] Wir putzen was das Zeug hält, und schrubben“. „Ich liebte Milošević. Ich liebte ihn, weil mein Vater, der Trottel, ihn auch liebte.“

Der Klappentext des Paul Zsolnay Verlags fasst zusammen: In einem Bus, dem täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrenden “Gastarbeiter-Express”, rollt der Erzähler durch die ungarische Einöde. Jener Stadt entgegen, in der er aufgewachsen ist. Die Bomben, der Krieg, Miloševic, den er zuerst lieben, dann hassen gelernt hat, und der Vater, für dessen Ideologie und Opportunismus er nur noch Verachtung empfindet, hatten ihn ins Exil getrieben. Entkommen ist er dem Balkan auch dort nicht. In beeindruckenden Bildern erzählt Marko Dinić zwanzig Jahre nach dem Bombardement von Belgrad von einer traumatisierten Generation, die sich weder zu Hause noch in der Fremde verstanden fühlt, die versucht die eigene Vergangenheit zu begreifen und um eine Zukunft ringt.

Nach der Einsprachigkeit

Schwerpunkt Transnationale Literatur

Vortrag „Nach der Einsprachigkeit. Transkulturalität und Multilingualismus in ost-, süd- und westslawischen Kontexten“ von Dr. Diana Hitzke (Universität Gießen/Dresden)  

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zu den online-Vorträgen im Rahmen des Schwerpunkts: Transnationale Literatur der Slawistik Uni Wien aus dem SoSe2020 

Der Vortrag von Diana Hitzke basiert auf ihrer 2019 erschienen Studie „Nach der Einsprachigkeit. Slavisch-deutsche Texte transkulturell“. Diana Hitzke analysiert darin Texte von Jurij Brězan, Irena Brežná, Mascha Dabić, Róža Domašcyna, Olga Grjasnowa, Barbi Marković, Olga Martynova und Aleksandar Tišma. Sie zeigt auf, dass alle Werke sich mit multiplen Zugehörigkeiten, Mehrsprachigkeit und Übersetzung auseinandersetzen. Die Texte dekonstruieren Grenzen sprachlicher und kultureller Zugehörigkeit, thematisieren aber auch Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Damit beschreiben sie mehrsprachige Welten jenseits von hegemonialer Einsprachigkeit.

 

Nation / Imagination – Postjugoslawisches Kino

Filmretrospektive zum postjugoslawischen Spielfilm in Anwesenheit der Regisseur*innen

Die Filmreihe zeigt nach 2010 entstandene Filme des postjugoslawischen Raums, welche sich mit Identitätsangeboten und dem Umgang mit der jüngeren Vergangenheit auseinandersetzen. Welche Bilder und Eigenzuschreibungen entwickeln Filmemacher*innen in der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand der jeweiligen Republik? Wo sieht das postjugoslawische Kino die jeweiligen nationalen Identitätsfragen gegenwärtig verortet? 

Die Retrospektive eröffnet anhand von vier Filmbeispielen dem Wiener Publikum einen gegenwartsrelevanten Blick auf den südslawischen Balkanraum.

Alte Kapelle am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4 / Hof 2.8, 1090 Wien

„Postponed. Date TBA“ Filmvorführung + Gespräch 1 – Reihe “Nation/Imagination”: Šavovi; SRB 2019; Gast: Regisseur Miroslav Terzić (film confirmed; guest to be confirmed)

„Postponed. Date TBA“ Filmvorführung + Gespräch 2 – Reihe “Nation/Imagination”: Martesa; RKS 2017; Gast: Regisseurin Blerta Zeqiri 

„Postponed. Date TBA“ Filmvorführung + Gespräch 3 – Reihe “Nation/Imagination”: Muškarci ne plaču; BIH 2017; Gast: Regisseur Alen Drljević

„Postponed. Date TBA“ Filmvorführung + Gespräch 4 – Reihe “Nation/Imagination”: God exists, her name is Petrunya; Gast: Drehbuchautorin Elma Tataragić

Theater Yugoslav Wars

Buchvorstellung Theater in the Context of the Yugoslav Wars

Theater während der Jugoslawienkriege

Der Sammelband “Theatre in the Context of the Yugoslav Wars” (Palgrave Macmillan) versammelt erstmals theater- und kulturwissenschaftliche Beiträge sowie Berichte von Zeitzeug*innen zu Theateraktivitäten während der Jugoslawienkriege der 1990er Jahre.

Die Herausgeber*innen des Bandes, Jana Dolecki, Senad Halilbašić und Stefan Hulfeld laden zur Präsentation des Buchs sowie zum Gespräch mit Theaterschaffenden und Wissenschaftler*innen aus Kroatien, Serbien und Bosnien und Herzegowina.

Mittwoch, 22. April 2020, 18:00 – 20:00

Aula am Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2-4 / Hof 1.11, 1090 Wien

Eine Kooperation des Instituts für Theater-, Film und Medienwissenschaft, des Instituts für Slawistik und der Universitätsbibliothek Wien.

Die Buchvorstellung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Erlesenes Erforschen” der Universitätsbibliothek Wien statt.

Saša Ilić „Pas i kontrabas“

Interview und Gespräch mit dem NIN-Preisträger Saša Ilić

Saša Ilić sollte im März aus seinem jüngsten Roman „Pas i kontrabas“ (2019) lesen und mit uns über die kontroversen Reaktionen auf die Verleihung des NIN-Preises an ihn sprechen. Leider kam uns die Covid19-Maßnahmen dazwischen. Stattdessen finden Sie unser Interview und Gespräch mit Saša Ilić auf: www.novinki.de.

Saša Ilić ist Autor von Berlinsko okno (2005) und Pad Kolumbije (2011).  Er wurde 1972 in Jagodina geboren, ist Mitbegründer und Redakteur der Literatur-Beilage BETON, Unterzeichner der Deklaration für eine gemeinsame Sprache und als Kritiker und Kulturkommentator in Serbien aktiv.

 

Ivo Andrić. Ein europäisches Leben

Lesung und Gespräch mit Michael Martens

Michael Martens im Gespräch mit Miranda Jakiša (Südslawistik) und Oliver Jens Schmitt (Geschichte Südosteuropas) über seine 2019 erschienene Andrić-Biographie „Im Brand der Welten. Ivo Andrić. Ein europäisches Leben“ (Zsolnay Verlag, Wien 2019)

„Für die epische Kraft, mit der er Motive und Schicksale aus der Geschichte seines Landes gestaltet”, wurde Ivo Andric 1961 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Michael Martens zeigt in seiner meisterlich geschriebenen Biografie einen außergewöhnlichen Lebensweg nach: Es führt von der Kindheit in Bosnien über das Attentat von Sarajevo 1914 bis zu Andrićs Zeit als Diplomat des Königreichs Jugoslawien in Hitlers Berlin. Diesen bewegten Zeiten folgen Jahre im von den Deutschen okkupierten Belgrad, als Andrić in völliger Zurückgezogenheit die großen Romane schreibt, die ihm Weltruhm einbringen werden – selten hat es ein bemerkenswerteres Dichterleben gegeben.

Das Institut für Slawistik und das Institut für Osteuropäische Geschichte laden herzlich ein zu Lesung und Gespräch.

Zeit: Dienstag, 10.12.2019 um 18:00 Uhr s.t.
Ort: Hörsaal des Instituts für Osteuropäische Geschichte, Spitalgasse 2 Hof 3, 1090 Wien

Branislav Jakovljević: “Alienation Effects. Performance and Self-Management in Yugoslavia, 1945-91”

Book presentation and discussion with the scholar Branislav Jakovljević (Theatre & Performance Studies, Stanford University).

Dienstag, 5. November 2019, 18:30

Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Althanstraße 14, 1090 Wien. UZA II – Rotunde
Room 2H467

After the formation of Tito’s Yugoslavia following the aftermath of the Second World War, the country followed its own politics of socialism, independent from the USSR and nonaligned, therefore also relatively open to the West.  A specific economic politics of that time was the so-called Self-Management, a form of “social ownership over the means of production and collective decision-making” (p. 289), which can be divided into three specific political phases. The individual worker’s direct involvement in economic processes was a crucial aspect within the pan-Yugoslav identity.

Branislav Jakovljević’ book Alienation Effects connects the concept of self-management to various historic phases of Yugoslavian art and performance. It also analyzes Yugoslavia as a ‘performance state’, showing that the country’s identity was formed, debated and subversively negated in its public spectacles.

Branislav Jakovljević is department chair and associate professor of theatre and performance studies at the Stanford University.

An evening in cooperation with the Department for Slavonic Studies (Senad Halilbašić/Miranda Jakiša), the Department for Theatre-, Film and Media Studies (Stefan Hulfeld) and the Department of Philosophy (Johanna Braun).